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NS‑ZWANGSARBEIT


1. NS‑Zwangsarbeit in Österreich


Im nationalsozialistischem Regime mussten während des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) 26 Millionen Menschen Zwangsarbeit leisten. 13 Millionen davon entfielen auf das Deutsche Reich und weitere 13 Millionen auf die besetzten Gebiete. In Österreich – welches 1938 als »Ostmark« in das Deutsche Reich eingegliedert wurde – waren etwa eine Million ausländische Arbeitskräfte eingesetzt, die in überwiegender Zahl als Zwangsarbeiter:innen ausgebeutet wurden. Hinzu kamen kleinere Gruppen österreichischer Jüd:innen, Sinti und Roma sowie Justizhäftlinge. Diese Arbeitskräfte kann man in vier Gruppen unterteilen:

  1. Von insgesamt 300.000 ausländischen männlichen Kriegsgefangenen wurden circa 250.000 als Zwangsarbeiter eingesetzt.
  2. Von den circa 580.000 ausländischen zivilen Arbeitskräften, davon 30 Prozent Frauen, war der überwiegende Teil zwangsweise rekrutiert worden.
  3. Von den 190.000 KZ‑Häftlingen, davon 150.000 aus dem Ausland, die im KZ‑Mauthausen und den KZ‑Außenlagern interniert waren, mussten fast ausnahmslos alle Zwangsarbeit verrichten.
  4. Zwischen 55.000 und 65.000 ungarische Jüd:innen, ein Drittel davon Frauen, wurden direkt zur Zwangsarbeit nach Ostösterreich deportiert.


2. Schaffung eines Dokumentationszentrums


Das NS‑Lager »Am Weinberg« war ein NS‑Zwangsarbeitslagerkomplex von außergewöhnlicher Struktur in Österreich. Hier waren gleichzeitig Kriegsgefangene, zivile Zwangsarbeiter:innen und weibliche KZ‑Häftlinge interniert, eine in dieser spezifischen Ausprägung seltene Konstellation. Rund 2.500 Menschen mussten Zwangsarbeit für die Hirtenberger Patronenfabrik leisten. Das Lager befand sich in der Marktgemeinde Leobersdorf und lag circa 30 Kilometer südlich von Wien. Es kann als Lagerkomplex verstanden werden, der sich aus drei unterschiedlichen Lagertypen zusammensetze. Diese waren baulich voneinander getrennt und entstanden zu unterschiedlichen Zeitpunkten, waren aber in demselben Areal untergebracht. Das Teillager, in dem die KZ‑Häftlinge untergebracht waren, nimmt hierbei nochmals eine Sonderstellung ein, da es eines der nur zwei rein weiblichen KZ‑Außenlager war.

Die »Lokalinitiative KZ‑Gedenkstätte Mauthausen‑Außenlager Hirtenberg« und die »Lokalinitiative NS‑Zwangsarbeit Leobersdorf« wollen die geplante Bebauung des Areals verhindern und stattdessen eine Gedenkstätte errichten sowie ein Dokumentationszentrum schaffen, das über die Geschichte und Dimension der NS‑Zwangsarbeit informiert. In Österreich fehlt ein solcher Ort bisher gänzlich. Das Areal des ehemaligen »NS‑Lager am Weinberg« ist dafür ideal geeignet. Unweit der Bundeshauptstadt liegt es inmitten des niederösterreichischen Industrieviertels, das während des NS‑Regimes zu einem wichtigen Rüstungszentrum ausgebaut wurde. Begleitet wurde dieser Ausbau von einem weitverzweigten Netzwerk an NS‑Zwangsarbeitslagern. Die Region steht exemplarisch für die Verflechtung von Wirtschaft, NS‑Diktatur und Zwangsarbeit. Unterstützt werden diese Bestrebungen von der KZ‑Gedenkstätte Mauthausen, dem Mauthausen Komitee Österreich und der Israelitischen Kultusgemeinde Wien. Hinderlich ist der Umstand, dass das Gelände durch die Immobiliengesellschaft des Leobersdorfer Bürgermeisters Andreas Ramharter an einen Immobilienentwickler verkauft wurde, der darauf den Bau eines Gewerbeparks plant. Medien wie Falter und Wiener Zeitung berichteten darüber.

Erinnerung ist nicht nur Pflicht gegenüber der Vergangenheit, sie ist Voraussetzung für eine gerechte Gegenwart.


© 2025 Lokalinitiative KZ‑Gedenkstätte Mauthausen‑Außenlager Hirtenberg & Lokalinitiative NS‑Zwangsarbeit Leobersdorf